Eine große mehrteilige Ouvertüre eröffnet das Spektakel und führt die Kinder musikalisch in die Epoche des Blauen Kurfürsten: in die Zeit von 1662 bis 1726. Das Ensemble Stylus Phantasticus lässt die Kinder die Ausdrucksmöglichkeiten und Gesten der Barockmusik erleben, lässt sie hineinhorchen in Klänge, Nuancen und Stimmungen, die heute noch zu den Menschen sprechen.
Der Vorhang der Handpuppenbühne der Puppet Players öffnet sich, und das Publikum erfährt von der lang ersehnten Geburt des Kurprinzen Max Emanuel in der Münchner Residenz. Die glücklichen und stolzen Eltern lassen die Theatinerkirche als eine angemessene Stiftung für ein so bedeutsames Ereignis bauen. Das fürstliche Kind wird standesgemäß in französischer Sprache unterwiesen, nicht nur im Schreiben und Lesen, sondern auch im Fechten, Reiten, und den Tugenden eines Herrschers – und in der Musik.
Sein Lieblingsinstrument ist die Viola da gamba, die „ihm überallhin nachgetragen werden musste: selbst bei kleinsten Ausflügen in die Umgebung“, auf die Jagd, mitten ins Schlachtengetümmel, in die fürstliche Kammer und in die Kirche.
Die Zuschauer verfolgen das Leben des tollkühnen Herrschers bei der Jagd auf Hirsche und Wildschweine, und im Kampf gegen die Türken vor Wien.
Josef Ferdinand, sein siebenjähriger Sohn, soll die Herrschaft über das riesige spanische Weltreich erben. Zu dieser Zeit weilt der stolze Vater mit dem Sohn in Holland. Eine prächtige königliche Galeone soll den jungen Prinzen nach Spanien bringen. Doch kurz bevor das Schiff ablegt, stirbt der Knabe. Sein Vater versinkt in tiefe Trauer, seinen grenzenlosen Schmerz kann er nur im Spiel auf seiner Viola da gamba ausdrücken.
Als er seine Lebensfreude wieder findet, kehrt er nach München zurück und widmet sich großartigen Bauplänen: die Schlösser Nymphenburg, Schleißheim und Fürstenried, die Amalienburg, und ein Opernhaus für das fürstliche Musiktheater entstehen. Ungezügelt lässt er seiner Begeisterung für Kunst, Bauten und rauschende Feste freien Lauf – und seine Viola da gamba ist sein täglicher Begleiter.
Doch selbst ein so lebensfroher und strahlen der Mann muss eines Tages von der Bühne abtreten. Und wenn er nicht gestorben wäre und wohlbehütet in der Gruft in der Theatinerkirche läge, so wäre er noch heute von seinen Gläubigern geplagt, denn er hinterließ einen Schuldenberg von 26 Millionen Gulden.
Der Vorhang ist gefallen, das jugendliche Publikum ist von seiner Zeitreise zurück gekehrt. Jetzt geht es an die Instrumente: wie wird eine Viola da gamba gehalten, wie streiche ich sie mit dem Bogen, wie zupfe ich die Laute, was kann ich auf dem Cembalo spielen, wie sieht eine Orgel innen aus, wie entlocke ich den Instrumenten ihren Klang? Die Kinder erfahren, dass Musikinstrumente handwerklich gefertigte klingende Kunstwerke sind. Sie lassen sich anfassen, befühlen, sie sind lebendige Dinge, die mit ihrem Klang zu lebendigen Menschen sprechen und singen und mit denen man Gefühle ausdrücken kann.
Musikalisches Konzept: Friederike Heumann
Text und Idee: Susanne Forster mit Hartmut Riederer
Bühne und Puppen: Stefan Fichert
Erzähler: Konrad Wipp
Historische Beratung: Lilian-Rosemarie Dinkel
Puppet Players: Susanne Forster, Stefan Fichert, Konrad Wipp
Musikalische Gestaltung: Stylus Phantasticus